Graf Rainald von Dassel
Das Museum widmet eine halbe Etage bedeutenden Persönlichkeiten aus dem Geschlecht der Grafen von Dassel und ihren verwandtschaftlichen Beziehungen. Es wird auf mittelalterliche Geschlechter eingegangen, die als Lehensnehmer oder Burgmannen für die Grafen von Dassel tätig waren.
Die Grafen von Dassel hatten ihren Stammsitz in unmittelbarer Nachbarschaft zum heutigen Dassel. Rainald war der zweitgeborene Sohn des niedersächsischen Grafen Reinold I. von Dassel. Rainalds Geburtsjahr ist unklar; er wurde wahrscheinlich um 1120 geboren. Nach seiner Ausbildung an der berühmten Domschule in Hildesheim, studierte er mit großem Erfolg – allem Anschein nach in Paris. Im Anschluss kehrte er nach Hildesheim zurück, wo er seit März 1146 als Subdiakon, wenig später als wirtschaftlicher Verwalter und seit 1149 als Dompropst tätig war.
Sein Werdegang und seine Erfahrungen empfahlen Rainald, so dass Kaiser Friedrich Barbarossa ihn im Frühjahr 1156 zum Kanzler des Reiches ernannte und damit verantwortlich machte für das kaiserliche Urkundenwesen. Rainald gehörte zum engsten Kreis um den Kaiser, ja er wurde der einflussreichste Berater und starrste Verfechter kaiserlicher Politik.
Als im Dezember 1158 der Kölner Erzbischof Friedrich II. von Berg (Pontifikat 1156-1158) in Folge eines Reitunfalls in Pavia starb, sprach sich der Kaiser nachdrücklich für Rainald als dessen Nachfolger aus. Im folgenden Mai / Juni wählten die Kölner ihn zum Erzbischof. Die Weihung fand jedoch erst am 2.10.1165 im Kölner Dom statt.
Er kümmerte er sich neben der Reichs- und Italienpolitik natürlich auch um die Belange seines Erzbistums. Bereits 1159 begann er mit der Reorganisation der erzbischöflichen Wirtschaftshöfe, die er den Laienbrüdern der Zisterzen Camp und Altenberg anvertraute. Darüber hinaus vertrat Rainald politisch-militärisch erfolgreich Kölner Interessen.
Kirchenpolitisch hatte eine Maßnahme Rainalds für das Kölner Erzbistum epochale Bedeutung: Die Überführung der Gebeine der Heiligen Drei Könige nach Köln und deren feierliche Ankunft am 23.7.1164. Ferner setzte er sich für die Heiligsprechung Kaiser Karls des Großen ein, die am 29.12.1165 in Aachen erfolgte. Ebenso ließ er am 2.5.1166 die Gebeine von Cassius und Florentius feierlich im Bonner Münster erheben. Auf Rainald geht der Bau der erzbischöflichen Pfalz in Köln und zweier Türme des Kölner Doms zurück. Auch in Hildesheim war er als Bauherr tätig und ließ das St. Johanneshospital errichten. In beiden Städten wirkte er durch mehrere Stiftungen. Rainald war darüber hinaus als Kunstmäzen bekannt: In seinem Gefolge reiste ein heute Archipoeta genannter anonymer Dichter, bei dem es sich vielleicht um Rodulf, den Leiter der Kölner Domschule handelte.