Ausstellung: Weißes Gold – Unsere Porzellanmalerinnen
12. Mai – 16. September 2018
Die Welt des »Weißen Goldes«, also des Porzellans, rückt jetzt das Museum »Grafschaft Dassel« in den Fokus. Bei der Vernissage hielt Dr. Holger Fischer als Vorsitzender im Freundeskreis Fürstenberger Porzellan einen Vortrag über Herstellung, Handmalerei und Sammelleidenschaft des Porzellans.
Porzellanmalerin Brigitte Kesten aus Einbeck führte in die Kunst der Bemalung ein. Und Künstlerinnen aus Dassel stellen ihre selbst bemalten Werke vor. Porzellan ist ein durch Brennen hergestelltes feinkeramisches Erzeugnis mit weißen, dichten, porenfreien, in dünnen Schichten transparenten Scherben. Es wird aus einem Gemisch von Kaolin, Feldspat und Quarz hergestellt. Glasiert oder unglasiert findet es Verwendung zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen, technischen Erzeugnissen und für künstlerische Zwecke. Der Produktionsprozess von Gegenständen aus Porzellan lässt sich in mehrere Schritte unterteilen, die jeweils durch einen Brand unterbrochen sind. Die Porosität nach dem ersten Brand sorgt dafür, dass sich die dann folgende Glasur gut mit dem Stück verbinden kann.
Nach dem Glasieren erfolgt der Glattbrand, bei dem die Glasur schmilzt und den Scherben mit einer dekorativen und schützenden Außenhaut überzieht. Die Herstellung des Porzellans datiert auf etwa 600 nach Christus. Der venezianische Händler Marco Polo brachte die ersten Stücke mit nach Europa, führte Petra Kersten in das »Abenteuer Porzellan« ein.
Im Jahr 1708 gelang es Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus in der Jungfernbastei der Festung Dresden, das erste europäische Hartporzellan zu erzeugen. 1710 wurde in Meißen die erste europäische Porzellanproduktionsstätte eingerichtet. Seit 1747 steht die Marke Fürstenberg für einzigartige Handwerkskunst und exklusives Manufakturporzellan. Renommierte Designer, Modelleure und Porzellanmaler prägen die Geschichte der Manufaktur, die von Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel gegründet wurde.
Dr. Holger Fischer, Vorsitzender im Förderkreis Fürstenberger Porzellan, ist leidenschaftlicher Sammler. Er zeigte den Museumsbesuchern einige Stücke – zarte Malerei auf leichten Scherben, Bocks-Vasen oder Teegeschirr mit kobaltblauen und goldenen Verzierungen. Der studierte Forstwissenschaftler aus Fürstenberg schlug zunächst den Bogen zum Forst- und Oberjägermeister Johann Georg von Langen.
Im 18. Jahrhundert legte er den Grundstein für eine Forstordnung, setzte sich für eine gemischte Baumordnung ein, förderte die Aufforstung heruntergewirtschafteter Waldflächen, und er ließ in der Nähe von Braunlage die ersten Kartoffeln anbauen. Er gründete im Auftrag von Herzog Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel 1747 in Fürstenberg die Porzellanmanufaktur Fürstenberg, die ab 1753 für den Markt produzierte.
Nach sechsjährigem vergeblichem Experimentieren mit der Porzellanherstellung durch den angeblichen Arkanisten (Chemiker in der Porzellanherstellung) Johann Christoph Glaser war das Weiterbestehen der Fürstenberger Manufaktur fraglich geworden. Da wurde der Arkanist Johann Kilian Benckgraff aus Höchst angeworben. Wenige Wochen nach seiner Ankunft in Fürstenberg verstarb Benckgraff. Vor seinem Tode aber hatte er das Geheimnis zur Porzellanherstellung an von Langen mitgeteilt und auch seinen Schwiegersohn Johannes Zeschinger eingeweiht. Damit konnte die Porzellanherstellung der Fürstenberger Manufaktur noch 1753 beginnen, nachdem auch das richtige Kaolin zur Verfügung stand. Simon Feilner war in Fürstenberg sowohl als Modelleur als auch als Porzellanmaler tätig und maßgeblich für den künstlerischen Aufschwung der Manufaktur mitverantwortlich.
Der künstlerische Leiter Feilner war als Modelleur vor allem für Figuren, Figurengruppen sowie Geschirrgruppen bekannt. Wahrscheinlich erweiterte er die zunächst spärliche Farbpalette in Fürstenberg vor allem um diverse Grüntöne. Den Bagolin aus der der Gruppe »Commedia dell’arte« oder den Markscheider aus »Der großen Bergbande« zeigte der Referent dem Publikum. Bocksvasen, Service von der Rokoko-Zeit (von etwa 1720 bis 1780) über die Biedermeier-Epoche bis zur Moderne erläuterte Dr. Fischer ausgiebig: zarte Malerei, eisenrote, kobaltblaue oder chromgrüne Verzierungen, verschiedene Dekore wie Lottine oder Philippine und Formen wie 639 oder das Arabesken-Dekor – mit Fürstenberg lasset sich jeder Tisch stilvoll inszenieren, war der begeisterte Sammler sicher.
In die filigrane Welt der Porzellanmalerei führte Brigitte Kesten-Wolski die Besucher ein. Erlernt hat sie die Kunst in der Königlich-Preußischen Manufaktur Berlin, fast 30 Jahre lang hat sie vielen Schülern in ihrer Porzellan-Malschule in Einbeck die Technik der Porzellanmalerei vermittelt.
Auch ein Buch hat sie darüber verfasst. Im Dasseler Museum waren nicht nur ihre Arbeiten wie ein Porzellanteller mit Gemüse oder Rote Beete mit Johannisbeere zu sehen, sondern auch Porzellanmalereien von Marlis Wolter, Dr. Elsbeth Wiechert, Susanne Nüsse und Hanna Ludwig.