Sonderausstellung: Schönheiten aus Dasseler Eisenguss

26. Juli 2020 – 28. November 2021

Die Ausstellung zeigt Ofenplatten und Zierplatten mit verschiedensten Motiven, die Geschichte der ­Eisengewinnung, Fotos von der Dasseler Eisenhütte und die berühmten Dasseler Öfen.
Die Nutzung des Eisens begann in Europa im 6. Jahrhundert vor Chr. In schlotförmigen, meterlangen Lehmöfen wurde das Eisenerz bei 1.200 Grad Celsius gesintert, ein Eisenkuchen setzte sich im unteren Teil des Ofens ab, die ­silikathaltige Schlacke rann durch vorgefertigte Löcher aus dem Ofen heraus – daher die Bezeichnung Rennofen. Dieses Verfahren der ­Eisengewinnung hat sich in der Dasseler Re­gion bis ins späte Mittelalter gehalten. Das ­Eisenerz wurde meist im Tagebau gewonnen – beispielsweise am Steinberg in Markoldendorf. Zurzeit der Grafen von Dassel wurde Eisen in Rennöfen verhüttet. 

Kanonenkugeln und Ofenplatten

Im 15. Jahrhundert verbreitete sich in Mitteleuropa die Technik des Eisenschmelzens in Hochöfen. Der Hildesheimer Bischof Edmund von Brabeck kannte sie aus seiner Heimat und ließ 1690 eine Eisenhütte am Burgberg bei Dassel gründen. Die gusseisernen Produkte waren beispielsweise Kanonenkugeln und Ofenplatten. Letztere wurden mit schönen Mustern oder szenischen Darstellungen versehen. Später ­entstanden hier kunstvoll verzierte Stubenöfen und Herde. In der Mitte des 20. Jahrhunderts dominierten praktische Gesichtspunkte bei der Herstellung. Sehr effektiv heizten die ­sogenannten Dasselöfen, die mit emaillierter Außenhülle zum Exportschlager wurden – einige von ihnen sind im Dasseler Museum zu sehen, darunter auch ein prunkvoller Ofen, der aus einer Dorfschule stammt.

Die Firma Gattermann aus Dassel hat zunächst Jagdtrophäen präpariert – sie werden gezeigt in der Blankschmiede –, 1926 wurde die Eisengießerei gegründet. Die Firma Gattermann hat zur Ausstellung einige Holz-Modelle und Objekte aus Grau- und Aluguss beige­tragen.

Motive mit Drachentöter und springendem Pferd

Gezeigt werden vor allem Ofen- und Zierplatten: Seit dem 17. Jahrhundert wurden Ofenplatten nicht nur in der Brabeckschen ­Eisenhütte hergestellt, sondern auch in um­liegenden Unternehmen. Die reich verzierten Platten zeigen beispielsweise das springende Pferd des Sachsenstammes, aber auch die »Sophie von Hamburg« oder Georg, den ­Drachentöter, Motive aus der Antike oder der Romantik. Ebensolche Bildnisse finden sich auch auf den leichteren Zierplatten, die in den 1960er Jahren sehr beliebt waren, weiß Professor Dr. Ludger Kappen. In Grau- oder Aluguss schmückten sie die Häuser. Eine Tabakdose aus Grauguss, das Mädchen am Spinnrad, Schmiede- und Bäckerei-Motive in Aluguss und ein vierarmiger Kandelaber aus Grauguss, den sich arme Leute für die Nachtwache am Totenbett ausleihen konnten, gilt es zu ent­decken. Fotos aus der Eisenhütte runden die Ausstellung ab.

Die geplante Ausstellung entstand auf Ini­tiative von Detlef Creydt in Zusammenarbeit von Museum, Blankschmiede und Solling­verein. Creydt wird in ­Zusammenarbeit mit weiteren Autoren ein Buch zur Eisenverarbeitung in Dassel herausgeben. Die gezeigten Objekte hat Creydt von Sammlern aus der Umgebung zusammenge­tragen.